Defizite an Aminosäuren in Verbindung mit Wachstumsstörungen bei Kindern in Malawi

Defizite an Aminosäuren in Verbindung mit Wachstumsstörungen bei Kindern in Malawi

Ein Mangel an Aminosäuren[1] sowie an Cholin[2] verzögert das Wachstum von Kindern möglicherweise stärker als bislang angenommen. Wissenschaftler von der Johns Hopkins Universität in Baltimore leiten diese Einschätzung aus Blutprobenanalysen von 313 Kindern aus dem ländlichen Malawi im Alter von 12 – 59 Monaten ab. Die Kinder waren nicht akut mangelernährt und litten auch nicht an angeborenen oder chronischen Erkrankungen oder Durchfall. Allerdings waren zwei Drittel von ihnen viel zu klein für ihr Alter und nach den Kriterien der WHO im Wachstum gestört (Stunting). Verglichen mit den normal entwickelten Gleichaltrigen enthielt das Blut von 80 % der wachstumsgestörten Kinder Aminosäuren in viel zu geringer Konzentration. So fiel der Spiegel von allen neun generell unentbehrlichen Aminosäuren wie Isoleucin, Valin, Methionin, Leucin, Tryptophan, Lysin, Phenylalanin, Threonin sowie Histidin, die Säuglinge nicht selbst produzieren können, zwischen 15 – 20 % zu niedrig aus. Auch mangelte es an sechs zellwandbildenden Sphingolipiden, deren Mangel beispielsweise auch die kindliche Entwicklung des zentralen Nervensystems beeinträchtigt. Die Blutanalysen deuten ebenfalls darauf hin, dass Cholin nur unzureichend über die Nahrung zugeführte wurde. Aus der Sicht der Wissenschaftler könnte der Mangel an diesen Mikrosubstanzen einen Nährstoffsensor bilden, der die Synthese von Proteinen und Lipiden ausbremst und damit zelluläres Wachstum verhindert. Der Mangel an Aminosäuren und an Cholin sei in Ernährungskonzepten gegen Stunting bislang kaum berücksichtigt worden und möglicherweise ein Grund dafür, weshalb selbst umfangreiche Aktionen gegen Stunting bislang nicht die gewünschten Erfolge aufweisen.

Fußnoten:

[1] Aminosäuren sind die Grundbausteine von Proteinen und dienen dem Aufbau von Körpergewebe. Ihnen werden zunehmend mehr regulatorische Funktionen zugeschrieben, etwa beim Zell- und Knochenaufbau, bei der Hormon- und Enzymbildung, im Herz-Kreislauf- und Immunsystem.
[2] Cholin ist ein semiessentieller Nährstoff, der bei einer ausreichenden Proteinzufuhr vom Körper selbst gebildet werden kann. Es ist wichtiger Bestandteil der Zellwände und somit auch am Körperlängenwachstum beteiligt. Da es vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten ist, treten Mängel v.a. bei armen Familien in Ländern mit niedrigem Einkommen auf.

Zum Weiterlesen

RD Semba et al. (2016): Child Stunting is associated with Low Circulating Amino Acid. In: EBio Medicine 6, 246-252. Abrufbar über http://www.ebiomedicine.com/article/S2352-3964(16)30069-X/fulltext

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