Multivitamine zur Verringerung von Risiken bei Schwangeren und Säuglingen in Ländern mit hohem Einkommen

Multivitamine zur Verringerung von Risiken bei Schwangeren und Säuglingen in Ländern mit hohem Einkommen

Die Versorgung mit ausreichend Mikronährstoffen in den ersten 1.000 Tagen des Lebens ist entscheidend für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Anders als in ärmeren Ländern stehen Schwangeren in Industrienationen mikronährstoffreiche Lebensmittel so gut wie immer zur Verfügung. Bedingt durch Armut und mangelnden Kenntnissen über die Ernährungsqualität kann es dennoch auch in den Industrienationen zu Mangelernährung bei den künftigen Müttern kommen.

Eine aktuelle Studie suggeriert nun, dass Multivitaminpräparate in dieser Situation ein Mittel der Wahl sein können. Dänische Wissenschaftler schildern anhand von Literaturanalysen aus 35 Studien, inwieweit mit Hilfe von Multivitaminpräparaten Risiken bei 98.926 Schwangeren und deren Säuglingen verringert werden konnten.

Die Ergebnisse:
Im Vergleich zu den Müttern, die keine Multivitaminpräparate während der Schwangerschaft nutzten, wurden bei Müttern, die Vitamine und Mineralstoffe ergänzend zur Nahrung einnahmen, keine signifikanten Unterschiede bei den Raten von Frühgeburten und von Trisomie bei ihren Babys beobachtet (2). Allerdings verringerte sich die Wahrscheinlichkeit für

  • – vermindertes Wachstum des Fötus um bis zu 23 %
  • – zu geringes Geburtsgewicht um bis zu 21 %
  • – Neuralrohrdefekte (z.B. „offener Rücken“) um bis zu 33 %
  • – Herz-Kreislauf-Defekte um bis zu 27 %
  • – Harnwegsdefekte um bis zu 40 %
  • – Missbildungen von Gliedmaßen um bis zu 32 %[1].

Ausgehend davon befürworten die dänischen Experten die vorsichtige Gabe von Multivitaminpräparaten während der Schwangerschaft in Ländern mit hohem Einkommen. Sie weisen gleichzeitig darauf hin, dass es zusätzlicher qualitativ hochwertiger Studien bedarf, um differenziertere Empfehlungen auszusprechen. Eine Übertragbarkeit dieser Studienergebnisse auf Länder mit geringem Einkommen sollte mit Vorsicht genossen werden. Vor allem gilt es außerdem, den Trugschluss zu verhindern, dass Vitaminpräparate eine gesunde Ernährung ersetzen könnten. Schwangere sollten vielmehr in Absprache mit ihrer Gynäkologin bei einem entsprechenden Bedarf, gezielt Mängel an kritischen Vitaminen und Mineralstoffen wie beispielsweise Eisen und Jod decken. Die Supplementierung von Folsäure wird bereits vor der Schwangerschaft, also während der Planungsphase empfohlen, weil den oben erwähnten Neuralrohrdefekten am besten durch eine ausreichende Deckung des Folsäurebedarfs zum Zeitpunkt der Empfängnis entgegen gewirkt werden kann.

Fußnote:
[1] Da Studien zum Zusammenhang von Vitamingaben und Neugeborenensterblichkeit fehlten, konnte hierzu keine Einschätzung vorgelegt werden.

Read and see more:

  1. HT Wolf et al. Multivitamin use and adverse birth outcomes in high-income countries: a systematic review and meta-analysis. Am J Obstet Gynecol. 2017 Oct;217(4):404.e1-404.e30. doi: 10.1016/j.ajog.2017.03.029, abrufbar unter http://www.ajog.org/article/S0002-9378(17)30467-2/fulltext
  2. Vgl ebenda die Gesamtübersicht in einer Tabelle, abrufbar unter http://www.ajog.org/action/showFullTableImage?isHtml=true&tableId=tbl1&pii=S0002937817304672

 

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