Zu viel Salz schadet der Darmflora

Zu viel Salz schadet der Darmflora

Eine zu salzreiche Ernährung kann Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen sowie Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose (MS) fördern (1). Der Bakterienbestand in der menschlichen Darmflora spielt dabei eine entscheidende Rolle, berichtete die Zeitschrift Nature (2).

Wissenschaftler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und der Charité in Berlin haben zunächst untersucht, wie das Darmmikrobiom von Mäusen auf eine salzreiche Kost reagiert. Eine erhöhte Salzzufuhr veränderte zwar nicht die Verdauung, wohl aber die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft im Mäusedarm. So verschwanden einige Milchsäurebakterien der Gattung Lactobacillus fast vollständig. Eine Rückführung ausgewählter Arten wie Lactobacillus murinus oder auch Lactobacillus reuteri mit Hilfe von Probiotika konnte das Defizit wieder ausgleichen. Einige durch die erhöhte Salzzufuhr bedingten Symptome, wie Blutdruckanstieg und übermäßige autoimmune Entzündungsreaktionen, klangen wieder ab.
Ein Test an zwölf gesunden Männern bestätigte den Zusammenhang zwischen den Veränderungen im Darmmikrobiom und den salzsensiblen Erkrankungen. Der Konsum von sechs Gramm Salz zusätzlich über zwei Wochen führte zu einem erhöhten Blutdruck. Gleichzeitig kam es zu einer erhöhten Zahl an TH-17 Immunzellen, Trigger etwa für Autoimmunerkrankungen wie MS. Gleichzeitig verschwanden  Lactobacillus-Bakterien aus dem Darm der Betroffenen, wenn sie vor der salzhaltigen Kost dort überhaupt noch angesiedelt waren. Nur bei fünf Männern konnten sie anfangs nachgewiesen werden, möglicherweise bereits eine Folge des westlichen, eher salzhaltigen Ernährungsstils, so die Experten. Traditionelle Kost, die fermentierte Lebensmittel wie Kefir oder Joghurt bevorzugt, fördere den Bestand von Milchbakterien im Darm. Die therapeutische Wirkung kann bisher jedoch nicht belegt werden.
Die Wissenschaftler vermuten, dass noch andere salzempfindliche Bakterienarten im Darm aktiv sind. Gelingt es, diese auszumachen, wäre ein Weg gefunden, um mit Hilfe von individuell abgestimmten Probiotika salzsensitive Erkrankungen zu behandeln.

Read and see more:

(1) Assmann – Stiftung für Prävention. Ein zu hoher Salzkonsum schwächt das Herz. Blog, abrufbar unter https://www.assmann-stiftung.de/ein-zu-hoher-salzkonsum-schwaecht-das-herz-204/ mit weiterführenden Informationen sowie A Mente et al. Urinary sodium excretion, blood pressure, cardiovascular disease, and mortality: a community-level prospective epidemiological cohort study. The Lancet Volume 392, ISSUE 10146, P496-506, August 11, 2018, abrufbar unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31376-X/fulltext

(2) Wilck et al. Salt-responsive gut commensal modulates TH17 axis and disease. Nature volume 551, pages 585–589 (30 November 2017), abrufbar unter https://www.nature.com/articles/nature24628

Leave a Reply

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung..

Schließen