Vom Mikrobiom afrikanischer Kinder lernen

Vom Mikrobiom afrikanischer Kinder lernen

Inwieweit Mikronährstoffe aus der Nahrung vom Körper aufgenommen und verwertet werden, hängt maßgeblich von der Darmflora ab. Umgekehrt wirkt sich die Art der Ernährung günstig oder auch ungünstig auf die spezifische Mikroben-Besiedlung des Darms aus. Eine der einflussreichsten Untersuchungen, die dieser Erkenntnis weltweit zur Anerkennung und zur Umsetzung verhalf, ist aus dem Jahr 2010 (1). Sie wird heute noch zur Begründung von wissenschaftlichen Aussagen über den Zusammenhang von Ernährungspraktiken, Darmflora und Erkrankungshäufigkeiten herangezogen und soll daher hier vorgestellt werden.

Wissenschaftler hatten die Kost und abhängig davon die Zusammensetzung der Darmflora bei 14 Kindern aus Burkina Faso (Westafrika) und bei 15 europäischen Kindern aus der Umgebung von Florenz verglichen.

Die afrikanischen Kinder ernährten sich im Alter zwischen ein bis sechs Jahren überwiegend von lokal angebautem Getreide, Bohnen und Gemüse. In der Kost der europäischen Kinder überwog tierisches Eiweiß, Zucker, Stärke und Fett, hingegen mangelte es an Gemüse und anderen Lieferanten von Ballaststoffen. Auch wurden sie allenfalls bis zum ersten Lebensjahr gestillt, während Gleichaltrige aus Afrika noch im zweiten Lebensjahr auf Verlangen Muttermilch erhielten.

Ein Abgleich der Zusammensetzung der kindlichen Darmmikrobiomen ergab je nach der Ernährungsweise ein unterschiedliches Muster. Im Darm der italienischen Kinder fanden sich deutlich mehr Darmmikroben der Firmicutes-Stämme, die, wenn sie in besonders hohen Mengenanteilen auftreten, mit Übergewicht im Erwachsenenalter einhergehen. Zudem verfügten sie über weniger kurzkettige Fettsäuren, die vor Entzündungen des Verdauungstraktes schützen. Darmbakterien wie Xylanibacter oder Prevotella fehlten fast vollständig.

Der Darm afrikanischer Kinder war hingegen mit einer Fülle unterschiedlichster Bakterienarten besiedelt, darunter häufig Bacteroidetes-Stämme, die u.a. helfen, pflanzliche Kost besser zu verwerten. Auch wehrte die Darmflora afrikanischer Kinder trotz unhygienischer Lebensbedingungen bakterielle Infektionen stärker ab.

Die Studienautoren von der Universität Florenz schlossen aus diesem Befund auch, wie wichtig es ist, mikrobielle Artenvielfalt aus Regionen zu untersuchen und zu erhalten, in denen die Auswirkungen der Globalisierung auf die Ernährung (noch) weniger tiefgreifend sind. Diese enthalten unwiederbringliche Anhaltspunkte, um den Einfluss der Darmflora auf das subtile Gleichgewicht zwischen Gesundheit und Krankheit abschätzen zu können (2).

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  1. C DE Filippo et al. Impact of diet in shaping gut microbiota revealed by a comparative study in children from Europe and rural Africa. PNAS August 17, 2010. 107 (33) 14691-14696; https://doi.org/10.1073/pnas.1005963107 und C DE Filippo et al. Impact of diet in shaping gut microbiota revealed by a comparative study in children from Europe and rural Africa. Proc Natl Acad Sci U S A. 2010 Aug 17;107(33):14691-6. doi: 10.1073/pnas.1005963107
  2. Zu den mehr als 700 Folgepublikationen gehören u.a. Q. Feng et al. Gut Microbiota: An Integral Moderator in Health and Disease. Front Microbiol. 2018 Feb 21;9:151. doi: 10.3389/fmicb.2018.00151, TC Fung et al. Interactions between the microbiota, immune and nervous systems in health and disease. Nat Neurosci. 2017 Feb;20(2):145-155. doi: 10.1038/nn.4476. Epub 2017 Jan 16., C. Ridler. Bone: Gut microbiota promote bone growth via IGF1. Nat Rev Endocrinol. 2017 Jan;13(1):5. doi: 10.1038/nrendo.2016.200. und viele andere.

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