Unterernährung und Fettsucht als koexistierende Herausforderungen
Nicht immer äußert sich Mikronährstoffmangel im Untergewicht.
Verborgener Hunger kann auch als Folge von Fehlernährung auftreten, und zwar dann, wenn der Energiebedarf des Organismus durch Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette ausreichend oder sogar überschüssig gedeckt ist, in der Nahrung dennoch lebenswichtige Mikronährstoffe fehlen. Und so ist krankhaftes Übergewicht nicht selten ein verstecktes Zeichen für Mangelernährung.
Experten mahnen schon seit längerem, entsprechende Präventionsprogramme zu entwickeln, um die Epidemie Mangelernährung weltweit begrenzen könnten.
Es fehlt an nationalen wie an internationalen Ansätzen u.a. auch deshalb, weil der Schwerpunkt der Gesundheitspolitik und der internationalen Hilfen für die ärmeren Regionen über Jahrzehnte hinweg auf der Bekämpfung von Infektionskrankheiten und der durch sie auch bedingten Unterernährung lag. Doch in den meisten Regionen der Erde, die über Jahrzehnte von extremer Unterernährung geprägt waren, verändern sich mit zunehmendem materiellem Wohlstand auch die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten.
Eine Folge dieses sogenannten Ernährungsübergangs (nutrition transistion) ist zunehmende Fettsucht. Das Risiko, an nichtübertragbaren Erkrankungen infolge von Fettleibigkeit zu sterben, ist für Menschen, die in ihrer frühen Kindheit einem extremen Nahrungsmangel ausgesetzt waren, besonders hoch. Die Koexistenz von Unterernährung und Fettsucht wird zunehmend zu einer Doppelbelastung, zu deren Bewältigung es neuer Ideen bedarf.
Ein Lösungsansatz könnte das Stewardship-Prinzip sein, das die Interessen aller für Ressourcen Verantwortlichen eines Landes in Eigenverantwortung zusammenführt.
Die Umsetzung dieser Idee jedoch wird auf sich warten lassen, solange krankhaftes Übergewicht als äußeres Symbol von schnellen Wohlstand und Erfolg verstanden wird.
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B.F. Sunguya et al. Strong nutrition governance is a key to addressing nutrition transition in low and middle-income countries: review of countries’ nutrition policies. Nutrition Journal 2014, 13: 65 doi: 10.1186/1475-2891-13-65
Link: http://www.nutritionj.com/content/13/1/65