Folgen von Mikronährstoffmangel bei Jugendlichen in ärmeren Ländern kaum erforscht und unzureichend in Gesundheitsprogrammen berücksichtigt

Folgen von Mikronährstoffmangel bei Jugendlichen in ärmeren Ländern kaum erforscht und unzureichend in Gesundheitsprogrammen berücksichtigt

Einer von vier Menschen auf der Erde ist derzeit zwischen zehn und 24 Jahre alt. 90 % von ihnen leben in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen. Die Lebenswirklichkeit dieser Jugendlichen ist bislang kaum erforscht und noch weniger verstanden, so der Kommentar von Robert Blum, Direktor des Johns Hopkins Urban Health Institute in Baltimore, Maryland, USA und Jo Boyden, Professor für International Development an der University of Oxford, England in der Zeitschrift Nature (1).

Millionen Jugendliche in ärmeren Ländern, so die Wissenschaftler, sind einem Leben mit gesundheitlichen Defiziten und Entwicklungsstörungen sowie einer geringen Lebenserwartung ausgesetzt. Sehr frühe, oft unter prekären sozialen und Umweltbedingungen geleistete Erwerbstätigkeit, ein nur geringer Zugang zu Bildung und Gesundheitsdienstleistungen, sowie Kriminalität u.ä. tragen dazu ebenso bei wie die Langzeitfolgen von Mangelernährung. Gravierende Ernährungsdefizite seit frühester Kindheit führen zu körperlichen und geistigen Entwicklungsverzögerungen, die die Bildungsfähigkeit und die Lebensperspektiven der Jugendlichen irreversible einschränken. Jugendliche, die von Armut und eingeschränktem Zugang zu Bildung, Gesundheits- und anderen Dienstleistungen betroffen sind, sind häufiger Umweltgiften und extremen Wetterlagen (z.B. Dürren) ausgesetzt, als ihre wohlhabenderen Altersgenossen (2).

Eine 2014 erschienene Studie analysierte Daten der World Bank aus 51 afrikanischen Ländern, um die sozialen und ökonomischen Einflussfaktoren von Teenager-Schwangerschaften zu identifizieren. Die dortigen Studienautoren schlussfolgerten aus den Zusammenhängen zwischen Teenagerschwangerschaften und niedrigem Alphabetisierungsgrad, dass die Bildung von Frauen, gesteigerte Ausgaben im Gesundheitssektor, sowie eine allgemeine Steigerung des Pro-Kopf-BIP, die Situation verbessern sollte (3).

Die Gesundheitspolitik für Jugendliche in ärmeren Ländern orientiert sich bislang zu sehr am westlichen Verständnis von Adoleszenz, etwa am alterstypischen Streben nach Unabhängigkeit und an der Risikobereitschaft, so Blum und Boyden. Entsprechende Gesundheitsprogramme, wenn überhaupt vorhanden, konzentrieren sich daher primär auf die Prävention von Gewalt, sexuell übertragbarer Infektionen und Teenagerschwangerschaften im Allgemeinen, ohne die grundlegenden Ursachen dieses Verhaltens zu berücksichtigen. Dies ist unzureichend, kritisieren die Experten auch mit dem Hinweis, dass es seit 1990 für Jugendliche weniger Fortschritte im Gesundheitswesen gegeben habe, als für jede andere Altersgruppe. Risiken, denen Jugendliche infolge von Armut, Arbeit, Stigmatisierung oder Ausgrenzung von qualitativ hochwertigen sozialen, gesundheitsbezogenen Bildungsangeboten ausgesetzt sind, sollten komplexer erfasst und berücksichtigt werden.

Read more:

(1) R. Blum und J. Boden. Understand the lives of youth in low-income countries. For most of the world’s adolescents, poverty and social marginalization influence health much more than risk-taking does, argue Robert Blum and Jo Boyden. Comment. Nature 554, 435-437 (2018) 21 February 2018. Abrufbar unter https://www.nature.com/articles/d41586-018-02107-w?utm_source=briefing-dy&utm_medium=email&utm_campaign=20180227

(2) Verwiesen wird auf die Publikation von A Georgiadis et al. Growth trajectories from conception through middle childhood and cognitive achievement at age 8 years: Evidence from four low- and middle-income countries. SSM Popul Health. 2016 Dec; 2: 43–54. Abrufbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4838904/

(3) O. Odejimi1, D. Bellingham-Young. A Policy pathway to reducing teenager pregnancy in Africa. Journal of Human Growth and Development, 2014. 24(2):135-141, abrufbar unter https://www.researchgate.net/profile/Opeyemi_Odejimi/publication/264804738_Policy_pathway_to_reducing_teenage_pregnancy_in_Africa/links/547454fe0cf2778985abd8f1/Policy-pathway-to-reducing-teenage-pregnancy-in-Africa.pdf?origin=publication_detail

Leave a Reply

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung..

Schließen