Niacin-Gabe in der Schwangerschaft zur Vorbeugung von embryonalen Fehlbildungen in der Diskussion

Niacin-Gabe in der Schwangerschaft zur Vorbeugung von embryonalen Fehlbildungen in der Diskussion

Weltweit kommen mehr als 2 % der neugeborenen Kinder mit Fehlbildungen zur Welt. Fehlbildungen zählen südlich der Sahara zu den häufigsten Todesursachen. In Uganda nimmt die Zahl der Todesfälle fehlgestalteter Kinder derzeit sogar zu. Über die Ursachen dieser Fehlbildungen ist bislang nur sehr wenig bekannt, jedoch gelten genetische Defekte als ein möglicher Auslöser. Wissenschaftler vom Victor Chang Cardiac Research Institute in Sydney haben jetzt einen Zusammenhang zwischen einem mit genetischen Defekten einhergehenden Mangel des Co-Enzyms Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD) und Fehlbildungen der VACTERL-Assoziation nachgewiesen. Das Vorhandensein von mindestens drei der folgenden kongenitalen Anomalien wie Wirbeldefekte, Herzfehler, nicht-natürliche Verbindungen zwischen der Luftröhre und der Speiseröhre, Nierenfehlbildungen sowie Fehlbildungen der Gliedmaßen und des Afters (Analtresien) werden als VACTERL (Vertebral defects, Anal atresia, Cardiac defects, Tracheo-esophageal fistula, Renal anomalies, and Limb abnormalities)-Assoziation gezählt. NAD ist ein wichtiger Co-Faktor für etliche Redoxreaktionen und maßgeblich an einer Vielzahl von Reaktionen wie beispielsweise dem Citratzyklus beteiligt. NAD kann sowohl im sogenannten Kynurenin-Stoffwechsel aus der essentiellen Aminosäure L-Tryptophan und andererseits aus der über die Nahrung aufgenommene Vorstufe Niacin (Vitamin B3) synthetisiert werden. Quellen für Niacin sind etwa mageres Fleisch (wie mageres Rind-, Kalb- und Schweinefleisch oder Geflügel) und Fisch (z. B. Sardellen, Thunfisch, Lachs, Makrele), grünes Gemüse, Erdnüsse und Pilze. Auch Vollkornbrot und Kaffee enthalten Niacin.

Die Experten diskutieren, ob mit einer hochdosierten Gabe von Niacin an Schwangere Entwicklungsstörungen der noch ungeborenen Kinder vermieden werden könnten. In ihrer Studie identifizierten sie zwei Gen-Mutationen, welche die NAD-Synthese durch defekte Enzyme im Kynurenin-Stoffwechsel vermindert. Nach Versuchen an Mäusen fanden die Forscher heraus, dass der dadurch entstandene Mangel an NAD die Entwicklung des betroffenen Embryos beeinflusst und es gehäuft zu Fehlbildungen kommt. Dieses Ergebnis legt nahe, dass die Mutation vieler anderer an der NAD-Synthese beteiligten Gene die gleiche Wirkung haben könnte. Eine Supplementierung von Niacin während der Schwangerschaft der Mäuse konnte jedoch Embryonendefekte verhindern und lässt vermuten, dass dadurch NAD vermehrt über diese Vorstufe synthetisiert werden kann. Als Orientierung für die Supplementation dienen Erfolge bei der Gabe von Folsäure an Frauen im gebärfähigen Alter zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten (z.B. offener Rücken). Folsäure ist insbesondere an Prozessen der Zellteilung beteiligt und daher unabdingbar für die Embryogenese. Die allgemeinen Referenzwerte für Niacin empfehlen eine um 2-3 mg höhere Niacin-Aufnahme in der Schwangerschaft und Stillzeit. Es bleibt jedoch abzuwarten ob weitere Ergebnisse die generelle Niacin Supplementation für Schwangere zur Vorbeugung von embryonalen Fehlbildungen unterstützen.

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Shi et al. NAD Deficiency, Congenital Malformations, and Niacin Supplementation. New England Journal of Medicine, August 2017; 377(6), S. 544-552. Abrufbar über: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1616361.

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